Fotografieren lernen in Berlin

Hervé Guibert: this and more / Eröffnung heute

Anstatt ein Gefühl von Objektivität oder ‘Wahrheit’ zu vermitteln, verweist die Ausstellung auf all das, was in Fotografien unsichtbar bleibt: Erinnerungen, Anekdoten, Abwesenheiten und die Vielschichtigkeit des Subjektiven. Guiberts Bilder von Objekten und privaten Räumen sind durchdrungen von der geisterhaften Abwesenheit derer, die sie einst bewohnten und zurückließen. In diesem Sinne befasst sich die Ausstellung mit jenen ‘Wahrheiten’, die in einer Fotografie schlummern – unsichtbar für unser Auge und doch ganz wesentlich für die Abbildung sind. Sie schlägt Bilder über das vor, was auf den Bildern fehlt.
Guibert (*1955 †1991) ist vor allem für seine Porträts bekannt, fotografierte aber auch Interieurs, Objekte und leere Räume – ein wichtiger, noch vergleichsweise unbekannter Teil seines Werks. Auf lakonische und subtile Weise ermöglichen diese Fotografien eine Art des Porträts, bei dem es darauf ankommt, was nicht auf dem Bild zu sehen ist. Die mit Liebe und Traumata aufgeladenen Innenräume laden zu fantasievollen Lesarten der Geschichten jener Menschen ein, die darin leben oder einst gelebt haben. Die Fotografien offenbaren intime Einblicke in das Leben des Künstlers, Schriftstellers und Aktivisten und wahren gleichzeitig das Private, indem sie die ProtagonistInnen in sicherer (oder tragischer) Distanz außerhalb der Bildränder halten. (aus dem Einladungstext) 9.Juni Kunstwerke 19:00 Uhr

10.Juni Kuratorenführung in englischer Sprache mit Anthony Huberman 14:00 Uhr
6.Juli Film la pudeur ou l’impudeur (1992) 21:00 Uhr

Ausstellungsbroschüre des Wattis Instituts aus San Francisco
N. Boas Text zur Ausstellung

Hervé Guibert hat mit Patrice Chereau das Drehbuch zu dem Film L’homme blessé geschrieben, den seinerzeit Manfred Salzgeber in Lankwitz zeigte und wo er auch selbst die Karten abriss

Guiberts Buch Phantom-Bild: über Photographie von 1993 in Berlins Bibliotheken

Foto: © Hervé Guibert