Eine Pioniertat prägt jahrzehntelang das Bild von Afrika und den Afrikanern und legt ab 1907 die fotografischen Grundlagen des Rassismus: die Reise des jungen Fotografen Robert Lohmeyer in die deutschen Kolonien Togo, Kamerun, Deutsch-Südwestafrika (Namibia) und Deutsch-Ostafrika (Tansania). Im Gepäck hat er die modernste Fotoausrüstung der damaligen Zeit. Er soll die Kolonien auf dem Höhepunkt des Imperialismus in Farbe fotografieren, um die Begeisterung der Bevölkerung für die fernen Besitzungen anzuregen. Es handelt sich um eine akribisch geplante PR-Aktion des Kaiserreichs. Die Bücher mit den Fotos erreichen riesige Auflagen. Noch heute werden die Bilder weiterverbreitet. Lohmeyers Fotos vermitteln das Bild eines ‘friedlichen Wilden’ in einer paradiesischen Landschaft und einer kolonialen Idylle, die durch ihre Farbigkeit beim Betrachter ein Gefühl von Authentizität und Wahrhaftigkeit hervorruft, und deren Anspruch dem der heutigen Dokumentarfotografie entspricht.
Ein Korrektiv gibt es nicht: Krieg, Krankheit, Hunger und Tod kommen in den Bildern Lohmeyers nicht vor. Auf der Basis unveröffentlichter schriftlicher Quellen und Fotografien folgt die Dokumentation Lohmeyers Reise und erzählt die Geschichte eines Kapitels der Pioniergeschichte der Fotografie und die Geschichte eines Propagandacoups des Imperialismus und Kolonialismus. Es ist auch die Erfindung Afrikas und des Rassismus in Farbe, dessen Auswirkungen bis heute spürbar sind. (Ankündigungstext) arte+7
Robert Loymeyer *1879 ✝︎1959 lebte bis Ende des Zweiten Weltkriegs in Wilmersdorf, lernte von Adolf Miethe die Technik der Farbfotografie an der TU Berlin und führte in Berlin eine Firma mit Ausrüstung für kriminaltechnische Fotografie (tn)
Robert Lohmeyer bei Museum digital
R. Brockschmidt für den tsp
H. Hannouch zum Forschungsprojekt in Verbindung mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Foto: Originalunterschrift ‘Ich begrüße eine kleine Schimpansin in Lolodorf’ © Robert Lohmeyer