Wie eine Gruppe spanischer Republikaner, die nach Mauthausen in Österreich deportiert wurden, durch einen wenig bekannten Akt des Widerstands Tausende von Fotografien, die die SS im Lager aufgenommen hatte, vor der Vernichtung rettete, um der Welt den Schrecken des nationalsozialistischen Gefängnissystems zu offenbaren.
Am 28. Januar 1946 trat der 25-jährige Spanier Francisco Boix in den Zeugenstand des Internationalen Militärgerichtshofs in Nürnberg, vor dem 24 Nazi-Würdenträger wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt waren. Zur Untermauerung der Schilderung seiner Haft im Konzentrationslager Mauthausen, das zu den härtesten des Dritten Reichs gehörte, legte der junge Mann visuelle Beweise vor: Aufnahmen der SS, die den Bau des Lagers nach dem Anschluss im Jahr 1938 dokumentieren, offizielle Besuche von Nazi-Funktionären (darunter Rüstungsminister Albert Speer, der behauptete, noch nie in einem Lager gewesen zu sein) oder auch die ‘unnatürlichen Todesfälle’ – eine Bezeichnung, die in den meisten Fällen als Selbstmord oder verhinderte Fluchtversuche getarnte Morde bezeichnet. Aber wie gelangten diese Bilder nach Nürnberg? Francisco Boix wurde im Januar 1941 nach Mauthausen deportiert und entkam der Hölle der Granitsteinbrüche dank seiner Fähigkeiten als Fotograf. Er wurde dem Erkennungsdienst des Lagers zugeteilt und entwickelte und klassifizierte die Schnappschüsse der SS. Boix war sich bewusst, dass er den Beweis für die Gräueltaten und die Identität der Henker auf Film festhielt, und überzeugte die Gruppe spanischer kommunistischer Widerstandskämpfer, die sich im Lager gebildet hatte, davon, Negative zu stehlen, die sie in kleinen Paketen in ihre Uniformen nähten und überall versteckten, wo sie nur konnten. Als sich die sowjetischen Truppen näherten, gingen die Häftlinge das Risiko ein, ihre Beute zu einer Bewohnerin von Mauthausen zu schleusen. Dabei halfen ihnen die jungen Spanier, die das Lager täglich verließen, um außerhalb zu arbeiten.
Kleine und große Geschichte
Der Dokumentarfilm ist mit Einblicken von Historikern, Auszügen aus Interviews mit ehemaligen Deportierten und Archivmaterial aus der damaligen Zeit illustriert, darunter viele ‘gestohlene’ Bilder, die heute in Barcelona, Wien und Paris aufbewahrt werden, anhand des Schicksals von Francisco Boix – der vor seinem Tod 1951 Fotograf für die kommunistische Presse in Paris wurde – die Geschichte des Lagers Mauthausen, des spanischen Widerstands in seinem Inneren, der in den Kämpfen des Bürgerkriegs geschmiedet wurde, und der unglaublichen Rettungsaktion, die sie auf die Beine gestellt hat. anlässlich des 77. Jahrestags der Befreiung der Lager (übersetzter französischer Ankündigungstext) arte +7
Die Fotos aus Mauthausen wurden von Dr. Gregor Holzinger und Stephan Matyus den TeilnehmerInnen der Europäischen Sommeruniversität ‘Fotografie in Konzentrationslagern. Praxis, Funktion und Bedeutung’ in Ravensbrück 2015 vorgestellt. (tn)
Dokumentarfilm DVD in Berlins Bibliotheken
Benito Bermejo: Francisco Boix. Der Fotograf von Mauthausen. übersetzt von Judith Moser-Kroiss zu leihen über den Kooperativen Bibliotheksverbund Berlin Brandenburg

Foto: Umschlag der französischen Zeitschrift Regards © Francisco Boix